SCHULE FRIEDL KUBELKA Filmschule

PROGRAMM



Schuljahr 2015 / 2016
5. Oktober 2015 - 31. Mai 2016
Leitung: Philipp Fleischmann
Informationsabende: 16. Juni 2015 und 23. September 2015, jeweils 19Uhr



Die SCHULE FÜR UNABHÄNGIGEN FILM WIEN wurde 2006 von Friedl Kubelka gegründet und wird 2015/2016 von Philipp Fleischmann geleitet. Kernstück des Unterrichts sind 8 praxisorientierte Workshops mit Filmkünstler_innen, die aus ihrer eigenen, jeweils unterschiedlichen Sichtweise heraus unterrichten. Der Lehrgang wird durch theoretische Vortragsabende, Künstler_innenabende, eine Exkursionsreihe, Einführung in Laborarbeit sowie durchgehende und individuelle Projektbetreuung vertieft. Die Vorträge der SCHULE FÜR KÜNSTLERISCHE PHOTOGRAPHIE WIEN, die in denselben Räumlichkeiten stattfinden, können kostenlos besucht werden.

Die Schule basiert auf dem Zitat Dantes „WO DAS KÖNNEN DEM WOLLEN FOLGT“. Ein leidenschaftliches Interesse an einem Thema und dessen Umsetzung auf analogem Filmmaterial soll demnach im Vordergrund stehen. Ziel eines Schuljahres ist es, eigenständige Filmarbeiten zu entwickeln sowie einer eigenen Haltung, Arbeitsweise und Vorstellung von Film näher zu kommen.
Philipp Fleischmann




WORKSHOPS


MICHAEL ROBINSON
GHOSTS GONE WILD: FILMMAKING BETWEEN THE FUTURE AND THE PAST, 08. - 11. Oktober


Despite (or perhaps due to) the perpetual threat of its disappearance, the materiality of small gauge analogue filmmaking is being championed by an increasing number of film festivals, art institutions, and artist-run labs. This workshop will analyze why exactly this is happening now, when high end digital filmmaking is more accessible than ever. What are the critical implications of embracing an outmoded (and increasingly costly) medium, and how can filmmakers engage with the aesthetics of the past without succumbing to nostalgia or material fetishism? How can we utilize film’s unique qualities while remaining skeptical of its warm, sparkly pitfalls? How can we harness the ghosts of the past to say something interesting about the present? We will watch and discuss contemporary works existing between film and video mediums, and trace the creative lineage of artists migrating between the analogue and the digital. Students will explore strategies of image appropriation and manipulation, blurring the lines between new and old media, and found and original footage.

In Kooperation mit dem Österreichischen Filmmuseum.

http://www.poisonberries.net







CLEMENS VON WEDEMEYER
DIE SUBJEKTIVE, 19.- 22. November


Ausgehend von der Beschäftigung mit der Filmgrammatik einer subjektiven Kamera wird Einfluss und Wirkung der Kamerahaltung untersucht und einer praktischen Übung unterworfen.

Der Point of View (POV) lässt Rückschlüsse auf den Autor zu. Dies reicht von einfachen Kamerabewegungen zu ganzen Filmen aus der Ich-Perspektive und Computerspielen. Eine besondere Form ist die Frage des Blicks im Krieg. Durch neue technische Augen ist der subjektive Blick auf dem Rückzug.

In Kooperation mit dem Österreichischen Filmmuseum.








EVE HELLER
ALCHEMY OF ANALOG FILM, 17. - 20. Dezember


The specific characteristics of analog film involve unique forms of processing and production that engender entirely unique forms of articulation. The once ubiquitous gauge of 16mm film will be examined and harnessed in a three-day workshop dedicated to further exploring this wonderful medium and bringing new visions to voice.






PHILIPP FLEISCHMANN
RÄUMLICHES FILMERLEBEN, 14. - 17. Januar


Öfter als im Kino trifft man heutzutage auf analogen Film im Ausstellungsraum der Bildenden Kunst. Das Filmbetrachten ist dadurch in die Narration eines Ausstellungsbesuches mit eingebunden. Die räumliche und zeitliche Anordnung der filmischen Apparatur wird folgend ein entscheidender Aspekt der künstlerischen Arbeit. Wie schafft man es, auf vorhandene Räume zu reagieren? Wie kann man eine räumliche, skulpturale Betrachtungssituation denken und dennoch dem Lichtmedium Film angemessene Rezeptionsbedingungen schaffen? Ausgehend von der jeweils eigenen künstlerischen Arbeit sollen kurze Filmloops gedreht und räumliche, installative Präsentationsformen erprobt werden.







FRIEDL VOM GRÖLLER (FRIEDL KUBELKA)
ECHTE GEFÜHLE, 8., 9., 16. und 28. Februar


Gespielte Gefühle sind meist das Hauptthema der SPIELfilme. Sie sollen mit Hilfe von Musikbegleitung im Publikum echte Gefühle erzeugen. Diese bestimmen den Erfolg an den Kinokassen. Im unabhängigen Film geht es nicht um gefilmte Ereignisse sondern um filmische Ereignisse. Wie kann man im Protagonisten echte Gefühle während des Filmens erzeugen und sich gleichzeitig formale Wünsche erfüllen? Man muß emphatisch und kaltblütig sein.







ROSA VON PRAUNHEIM
VERMUTUNGEN UND BEHAUPTUNGEN, Exkursion Berlin März


In Berlin kann man sich alles Mögliche vorstellen. Man könnte die Reise dokumentieren. Ein fremder Sponsor aus Berlin hat die Gruppe eingeladen und wenn sie in meiner Berliner Wohnung ankommen, werden sie bei mir eingeschlossen und müssen um ihr Leben fürchten. Die Gruppe filmt sich gegenseitig in ihren Vermutungen. Und wenn sie nicht ...


www.rosavonpraunheim.de







LUDWIG WÜST
FILM - EINE ORTSVERMESSUNG, 21. – 24. April


“...meine Arbeit an einem neuen Thema beginnt mit der Niederschrift eines kurzen Szenarios, das in wenigen Tagen abgeschlossen ist. Dann suche ich potentielle Darsteller, mit denen ein gemeinsamer Schreibprozess fortgeführt wird. In dieser Zeit finde ich auch einen möglichen Drehort. Dieser Ort wird gemeinsam mit den Darstellern begangen, erforscht und mit der Kamera vermessen, meist ohne Schnitt.
Auf diese Weise gibt uns auch der Ort seine Geschichte(n) preis, die wiederum unsere Entdeckungsreise maßgeblich beeinflusst und transformiert. All dies hat mit einem großen Vertrauen zu tun, das ich meinen Darsteller und diesem Ort entgegenbringe (und umgekehrt!) und welches sich im filmischen Resultat wiederspiegelt - als Schöpfungsprozess - der nur in dieser Verortung und mit diesen Menschen stattfinden kann..."

www.heimat-film.net







LOTTE SCHREIBER
RAUM ALS FILM, 12. - 15. Mai


“Durch die Untersuchung der physischen Formen [...] kann man unerwartete ästhetische Informationen gewinnen.” [Robert Smithson]

Der Workshop widmet sich der filmischen Aufzeichnung von Raum. Konkrete Architekturen und Landschaften werden mit der Kamera abgetastet und vermessen. Durch subjektive Selektion entstehen neue Räume zwischen Abbild und Abstraktion.
Die größte Faszination an der filmischen Raumvermessung liegt in der intensiven Auseinander-
setzung mit einem Ort. Auf unmittelbare Weise erarbeitet sich der Körper mit seiner “Sehprothese”, der Kamera, ein Gebäude oder eine Landschaft. Raum wird nicht als statische Gegebenheit im kartesianischen System betrachtet, sondern vielmehr als Ensemble unterschiedlichster Sensationen, das an die körperliche Erfahrung des “Ergehens” und “Ersehens” gebunden ist. Der Materialität der physischen Welt nähern wir uns mit dem Material des Films. In der Begehung des Ortes entwickeln wir ein Storyboard anhand dessen die Dreharbeiten durchgeführt werden – die Präsentation der entstandenen Arbeiten bildet den Abschluß.








THEORETISCHE VORTRAGSABENDE



MADELEINE BERNSTORFF
DURCHEINANDER DER GESTEN

Die einen nennen es „cinéma des premiers temps“, die anderen „Attraktionen-Kinematographen“ oder gar „Frühes Kino“. Immer noch spukt die Gleichsetzung mit dem Stummfilm der zwanziger Jahre herum, oder auch die Vorstellung eines „primitiven“, eben noch nicht so toll entwickelten narrativen Films.

Er war so stumm dann auch nicht, ziemlich vielgestaltig und komplex, knüpfte an die durchaus bewegten Bühnen- und Projektionskünste des 19. Jahrhunderts an, und adressierte noch dazu nicht unbedingt die bürgerliche Klasse. Hatte Spaß daran, sich selbst beim Erfinden zuzusehen und dann exzessiv alles Mögliche zu zertrümmern. Und wo fängt eine Einstellung an, wo hört sie auf und wie spricht sie mit dem Publikum?

Anhand von Mitchell & Kenyon’s factory-gate-Filmen, Pathé’s Streik-Komödien, Segundo de Chomons Feerien und weiterer exzeptioneller Films aus der Zeit vor und während der Institutionalisierung des Kinos (ca. 1908 – 1914) läßt sich eine Filmgeschichte als Geschichte von Aufführungsereignissen und nicht nur als Geschichte von Produkten erahnen.



RAINER BELLENBAUM
DREHORT - SCHAUPLATZ ... KINEMATOGRAFISCHER RAUM

Mit ihrer festen Einstellung auf das Fabriktor hatten die Brüder Lumière für ihren ersten Film einen bedeutsamen Ort ins Visier genommen: die Schnittstelle zwischen Arbeit und Freizeit. Die heutige Mediengesellschaft hat indes nicht nur die Perspektiven auf jeden Ort vervielfältigt; auch die (kritische) Distanz zu jedem spezifischen Ort ist fraglich geworden. Mein Vortrag wird entlang ausgewählter Filmbeispiele von Roberto Rossellini, Michael Snow, Lars von Trier, Elizabeth Price, Victor Burgin, Pedro Costa u.a. historische Möglichkeiten kinematografischer Raumdeutung diskutieren.



CLAUDIA SLANAR
ALLES IMMERSION? ZUM STATUS VON BEWEGTBILDERN IM AUSSTELLUNGSKONTEXT


Seit dem "material turn" in den Kunst- und Kulturwissenschaften, spricht alles und jede/r von Objekt und Material, kaum noch von Bildern. Bedeutet das auch einen neuen Umgang mit Film und Video im Ausstellungskontext? Anhand einiger historische Beispiele aus den späten 1990er Jahren möchte ich den Bogen zur Gegenwart spannen und mir ansehen, welche Versprechen im Bezug zu neuen Sehgewohnheiten und Aufmerksamkeitsökonomien eingelöst wurden und welche Fragestellungen sich verschoben haben. Ist das Interesse von Künstler_innen am 16mm-Film wieder verblasst? Stehen die verschiedenen Formate und Dispositive unreflektiert nebeneinander und gibt es einen "neuen" Trend zur immersiven Installation?



STEFAN GRISSEMANN
DIE VERBORGENE TRAUMFABRIK


An den Rändern der Bewegtbildindustrie Hollywoods hat sich früh ein dissidentes, gegen alle narrativen und ästhetischen Normen agitierendes Kino entwickelt, dessen Wirkung bis in die Gegenwart reicht: genuin kalifornische (Alb-)Traumdeutungen – von den surrealen Psychostudien Maya Derens und Alexander Hammids über die Hollywood-Subversionen von Sidney Peterson und Slavko Vorkapi? bis zu den Bilderstürmen Kenneth Angers und Bruce Conner. Ein Überblick mit Videozuspielungen.



OONA MOSNA
IS THIS WHAT YOU WERE BORN FOR?: REVISITED


Oona Mosna is an artist and writer based in the metropolitan region of Windsor, Ontario and Detroit, Michigan. Since 2004 she is Program Director of Media City Film Festival, and has organized screenings for L'Espacio Fundación Telefónica (Argentina), Courtisane Festival (Belgium), Toronto International Film Festival, (S8) Mostra de Cinema Periférico (Spain), and Frontiera Festival (Brazil). She is the editor of Nicky Hamlyn: Film Works, and the only publication devoted to Canadian conceptual artist IAIN BAXTER&’s films. She is the Canadian delegate for the Cinema and Moving Image Research Assembly (CAMIRA), and will be researcher in-residence at the Friedl Kubelka School for Independent Film in Vienna this fall / winter. She has programmed for Tate Britain and numerous venues worldwide.




KÜNSTLER_INNEN PRÄSENTIEREN IHRE ARBEITEN



JOSEPHINE AHNELT
DOKUMENTARISCH GEFÜHLTES FILMEN

Deine Imagination wird weniger auf Ereignisse als auf die Gefühle abzielen, wobei sie jene letzteren immer so dokumentarisch wie möglich will. (Robert Bresson „Notizen zum Kinematographen“.) Wenn sich die Atmosphäre des Drehs auf dem Filmmaterial imprägniert wird das Unvorhergesehene und Unkontrollierbare zum Leitmotiv. Präsentation mit Beispielen von Unzulänglichkeiten und schönen Überraschungen in der eigenen Arbeit.

http://josephineahnelt.com



KATRINA DASCHNER
EINBLICKE IN SILBERBLICKE

Ich werde bei dem Vortrag über mein Filmprojekt SILBERBLICKE sprechen. Dabei möchte ich bereits fertig gestellte Teile vorstellen, sowie den Prozess beschreiben, wie es über die verschiedenen Kurzfilme zu meinem ersten Langfilmprojekt in Form einer filmischen Oper gekommen ist. SILBERBLICKE wird zum einen ein Spielfilm über die Beziehung eines queeren Paares und ihre sexuellen Fantasien, basierend auf der "Traumnovelle" von Arthur Schnitzler, sein, sowie ein Film über das Verhältnis von Publikum und Bühne und über die symbiotische Liaison zwischen Tönen, Farben, Formen und Texturen.

www.katrinadaschner.net



BJÖRN KÄMMERER
PLANSEQUENZEN

Die Filme von Björn Kämmerer bilden in sich geschlossene, streng komponierte Miniaturen und fangen eine Essenz des Filmischen ein. Sie fordern die Sehgewohnheiten immer wieder neu heraus, indem Genre-Versatzstücke oder auch Mittel des Suspense isoliert zur Anwendung kommen. Die Illusionskraft der filmischen Bewegung übersetzt Kämmerer dabei in die verdichtete Form von (vermeintlichen) Wiederholungsschleifen oder Rotationen. Ebenso ist es die Darstellung und Zurschaustellung der technischen Apparatur dieses Mediums, die zugleich ent- und verzaubert. (Text: Naoko Kaltschmidt)

www.bjoernkaemmerer.com



MICHAEL PALM
CINEMA FUTURES

In einer Zeit des rapiden Verschwindens analoger Bild- und Ton-Medien und der flächendeckenden Digitalisierung der Kino- und TV-Landschaft droht ein massiver Verlust des audiovisuellen Gedächtnisses. Stehen die Filmarchive der Welt am Beginn eines dunklen Zeitalters? Wie sehen die Filmkulturen der Zukunft aus? Stirbt der Film? Oder verändert er sich bloß?

http://members.inode.at/michaelpalm/




EXKURSIONSREIHE
ORTE DES FILMS IN WIEN

Welche Orte in Wien haben wie mit Film zu tun?
Es werden Institutionen und Einrichtungen besucht, die aus unterschiedlichen Perspektiven mit Film arbeiten. - das Ausstellen von Film, das Bewahren und Archivieren, technische Labor- und Entwicklungsmöglichkeiten, unabhängige Kinoeinrichtungen, Vertrieb und Vermittlung, Produktionsstätten werden vorgestellt.



ZEITEINTEILUNG

- Workshops: Do 19–21 Uhr, Fr, Sa, So jeweils sechs Stunden
- Vortragsabende: 19-21 Uhr
- Ateliertag: Dienstag von 10 - 17 Uhr, Nutzung der Dunkelkammer
- Jeden Dienstag: Zyklisches Programm „Was ist Film“ im Österreichischen Filmmuseum
- Exkursionstermine 1x monatlich
- Einzelgespräche: nach Vereinbarung
- Projektbetreuung Unabhängiger Film: nach Vereinbarung