WORKSHOPS
FRIEDL KUBELKA - Oktober 2009
EIN FILM – EIN ABENTEUER
"Es ist üblich, Abenteuer und deren filmische Darstellung durch den Filter der Filmindustrie zu sehen. Sich selbst ein Abenteuer zu inszenieren, bedeutet, sich einen persönlichen Wunsch zu erfüllen. Sein eigenes Abenteuer zu filmen, gibt einem die Möglichkeit, sich auch einen persönlichen visuellen Wunsch zu erfüllen. Wenn Sie dann Ihren Film selbst (Umkehr-) entwickeln, haben Sie einen unabhängigen Film gemacht."
ALBERT SACKL – November 2009
"Durch die Filmkamera lassen sich Körper, Raum und Zeit in solchen Formen zueinander in Bezug setzen, die kein anderes Medium bieten kann. Im Workshop möchte ich durch praktische Vermittlung verschiedener Ansätze meiner Arbeit den TeilnehmerInnen neue Werkzeuge zum filmischen Denken und Handeln geben. Anhand des durch die eigenen Wünsche motivierten Nachvollziehens meiner Konzepte werden die persönlichen Herangehensweisen um neue Möglichkeiten erweitert. Es geht um direkte Körper-Kamera-Interaktionen genauso wie um den Blick der Kamera auf das Außen des Raums in der vergehenden Zeit. Dabei ist der Gedanke filmischer Verdichtung von zentraler Bedeutung; und die Frage, wie ein teils distanziert scheinender, formalisierter Ansatz zu großer Intensität in der Lage sein kann."
KAMERA- UND LABORTECHNIK – November 2009
GERHARD HINTERHÖLZL wird den Umgang mit S8 und 16mm Filmkameras und Projektoren erklären, sowie beim Kauf von gebrauchten Geräten, bei Wartung, Reparatur und der Besorgung von Ersatzteilen beraten. WILFRIED RESCHKE (Synchro) wird die Entwicklung von S/W- und Colormaterial in der Dunkelkammer unterrichten. MICHAEL PALM steht für allfällige Fragen zwischen analogen und digitalen Fertigungsmethoden zur Verfügung. (Weiterführend wird auch NICOLAS REY im Dezemberworkshop mit den StudentInnen Filme entwickeln und kopieren.)
NICOLAS RAY (PARIS) – Dezember 2009
The workshop will concentrate on the simple but potent idea that the film medium is made up of one image track and one soundtrack. It will use the means of artist-run film labs to produce simple short pieces on super-8 color film. The soundtrack will be common to all participants and it will be based on a text in German that I will bring. The participants will be invited to produce images to echo that soundtrack, not commenting it or illustrating it but rather trying to create a piece where image and sound have an equal importance and create space for the audience to build up the projection of the film. The workshop will be preceded by a public screening of a film I made in 2001, "Soviets plus electricity".
GUSTAV DEUTSCH – Februar 2010
FILM IST. Suchen und Finden
"In meiner Arbeit als Filmschaffender beschäftige ich mich vorwiegend mit bereits existierendem Filmmaterial. „Found Footage“ ist die Bezeichnung für diese Filme, zusammengesetzt aus dem amerikanischen Wort für Filmmaterial „footage“, und dem Adjektiv „gefunden“. Damit wird allerdings nur eine der möglichen Zugänge genannt. Prinzipiell habe ich zwei Möglichkeiten, zum Material zu kommen, mit dem ich dann arbeite: suchen und finden. Suchen ist meist mit großem finanziellen Aufwand, mit umfangreichen Recherchen in Filmarchiven verbunden, und dabei bin ich auf die Zusammenarbeit, das Wissen und die Bereitwilligkeit der MitarbeiterInnen dieser Institutionen angewiesen. Finden bedeutet ungeliebte, weggeworfene, abgestossene Filme aus Mistkübeln zu holen, auf Flohmärkten zu kaufen oder unter Schneidetischen aufzuheben und vor der Vernichtung zu retten. Die Arbeit mit gefundenem oder gesuchtem Filmmaterial bedeutet verborgene Schätze in Filmen zu entdecken, unbeachtete und ungeliebte Filme ans Licht zu holen und so vor dem Vergessen zu retten. Am Programm dieses Workshops stehen beispielhafte eigene Filme und Filme von mir wichtigen Filmschaffenden, ein Besuch der Außenstelle und des Filmlagers des Österreichischen
Filmmuseums in Heiligenstadt sowie Demonstrationen meiner Arbeitsweisen."
ULRICH SEIDL – April 2010
"Die Filme können und sollen ja manchmal auch wehtun. Dadurch passiert emotional etwas – aber jenseits einer klar formulierten Botschaft. Es gibt keine Antworten und eigentlich auch keine Moral; die zentralen Fragen – wie wir leben, lieben und sterben – werden bei mir einfach nur in Frage gestellt, durchaus auch gefühlsmäßig. Am Ende steckt hinter allem, was ich als Filmemacher tue, natürlich immer die Frage nach dem Sinn unserer Existenz.“
VORTRÄGE
ENDLOSSCHLEIFE. Kino-Subkultur zwischen neuer Sachlichkeit und ästhetischer Intervention. STEFAN GRISSEMANN (1x monatlich) "Der Film ist ein Medium der lebenden Toten. Er verwandelt die Natur in etwas Untotes, macht seine Akteure technisch reproduzierbar, also unsterblich. Er feiert die synthetische Verlängerung des Natürlichen in die Kunst hinein. Man muss die Substanz des Kinos physisch nehmen, um zu verdeutlichen, was Film ist und sein kann. In der Ästhetisierung von Bildschäden und Projektionsmaschine findet sich ein – höchst sinnliches – Gegenkino, das im konsequenten Bruch mit der Illusion auch die Zerstreuungsstrategien des traditionellen Films zu enthüllen vermag. Die achtteilige Vortragsserie, orientiert an Peter Kubelkas Zyklischem Programm im Österreichischen Filmmuseum, lotet die Materie- und Energieströme eines nicht-literarischen Kinos aus. Die zitierten Filmarbeiten reichen von den elektrischen Schatten des frühen Kinos bis in die Bilderkriege der Gegenwart."
Die Unterrichtenden werden ihre Filme an je einem Abend präsentieren. Der Vortrag MICHAEL PALMs findet im Österreichischen Filmmuseum statt.
Die Vorträge der SCHULE FÜR KÜNSTLERISCHE PHOTOGRAPHIE, WIEN, die sich in denselben Räumlichkeiten befindet, können kostenlos besucht werden.
ZYKLISCHES PROGRAM
Der Besuch des Österreichischen Filmmuseums, besonders des „Zyklischen Programms“ (jeden Dienstag), ist wichtiger Bestandteil der Ausbildung. Die Kenntnis der Geschichte des Films, die geistige Befruchtung und Bereicherung anbietet, ist unumgänglich für autonomes Beurteilen der eigenen Filme.
ZEITEINTEILUNG
- Workshops, Do. 19-21 Uhr, Fr., Sa., So. jeweils sechs Stunden
- Endlosschleife, STEFAN GRISSEMANN, 1x monatlich
- Dienstags „Zyklisches Programm“ im Österreichischen Filmmuseum
Ehemalige StudentInnen der Schule haben den „Verein für unabhängigen Film“ gegründet (1080; Wickenburggasse 15/3/1B), der unter anderem ein Labor für filmische Dunkelkammerarbeiten anbietet. Für einen Mitgliedsbeitrag von € 19,-/Monat können StudentInnen Mo. und Di. ganztägig unter Anleitung arbeiten. Der Vorteil besteht darin, nach Beendigung der „Schule für unabhängigen Film, Wien“ weiterhin Räume und Geräte (Chemikalien) benutzen zu können.